Homereport 2021: Trendforscherin Oona Horx-Strathern gewährt uns einen spannenden Einblick in die Zukunft des Bauens und Wohnens
Die Corona-Pandemie hat vieles in unserem Leben verändert – auch das Gesicht unserer Städte sowie die Art, wie wir wohnen. In ihrem aktuellen Homereport 2021 beschreibt die Wohnexpertin und Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern die Veränderungen durch den großen kollektiven Schock und gewährt einen spannenden Ausblick in die Zukunft des Wohnens. Der folgende Beitrag fasst die wichtigsten Tendenzen zusammen.
Resiliente Städte
Weniger Verkehr, bessere Luft, weniger Lärm – Städte verändern ihr Gesicht in Zeiten der Pandemie. Gleichzeitig zwingt die Krise Planerinnen und Bürgermeister zu einem Perspektivenwechsel, damit Städte resilienter, d. h. widerstandsfähiger gegen Katastrophen und langfristige Belastungen werden. Lebensorte, die über einen kleinen Radius alle wesentlichen Bedürfnisse ihrer Bewohner wie Arbeiten, Lernen, Wohnen, Nahversorgung, Begegnung und Erholung decken, machen Städte nicht nur widerstandsfähiger, sondern bieten auch mehr Lebensqualität und leisten einen hohen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt.
Die Zukunft des Bauens: modulares Bauen!
Die Corona-Pandemie verändert unsere Ansprüche an Räume und Gebäude. „Modulares Bauen erfährt derzeit weltweit einen immensen Boom. Als schnelle, flexible, günstige und ökologische Baumethode ermöglicht es eine modulare Erweiterung (oder Verkleinerung) von Räumen – je nach wirtschaftlichen Bedingungen, Bedarf oder Krisensituationen“, sagt Oona Horx-Strathern. Flexible Gebäude, die sich immer wieder den Bedürfnissen ihrer Nutzer anpassen, schaffen ein Stück Sicherheit in unsicheren Zeiten; denn sie ermöglichen ein schnelles Reagieren auf neue Situationen. Modulares Bauen eignet sich dank seiner Multifunktionalität für Wohngebäude, Kitas und Schulen ebenso wie für Büro, Shops oder Senioren- und Pflegeheime. Die Bandbreite reicht von bezahlbaren, funktionalen Bauprojekten bis hin zu frei geplanten, höchst individuellen Lösungen.
Zukünftiges Wohnen & Arbeiten: Homeoffice, die Neubelebung des Balkons, gemütliches Zuhause mit Hotel-Feeling
Wohnen und Arbeiten verschmelzen zu einer Einheit. Was lange eine Randerscheinung war, entwickelte sich plötzlich über Nacht zur neuen Realität: das Büro als ein fester Bestandteil unseres Zuhauses. „Home und Office werden eins. Aus diesem Grund braucht es nicht nur Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in der Gestaltung der Räume, sondern auch im Denken“, ist die Zukunftsforscherin überzeugt.
Während des Lockdowns erlebten Balkone ein Revival. Die private Outdoor-Fläche wurde zum neuen Mittelpunkt des Lebens und gab den Menschen ein Stück Freiheit zurück. So nutzten sie ihren Balkon zum Plaudern, Musizieren oder Gärtnern. Die Nachfrage nach Balkonen wird die Krise überdauern und zukünftig ein wichtiger Bestandteil von Wohnimmobilien werden.
Unser Zuhause wird immer mehr ein Rückzugsort, zu dem wir eine neue Beziehung aufbauen: eine gemütliche, wohnliche Umgebung mit Hotel-Feeling!
Baumaterialien der Zukunft & alternative Wohnmodelle
Die Zeit des Rückzugs ins Private hat es uns ermöglicht, Materialien neu zu bewerten. Langlebigkeit, Qualität und Nachhaltigkeit gewinnen bei Textilien, Möbeln und Baustoffen an Bedeutung. Materialien werden zu Botschaften der eigenen Werte und des persönlichen Lebensstils. Design und Architektur werden sich auch über neoökologische Prinzipien wie Cradle to Cradle definieren.
Im Bereich Wohnen funktionieren Standardlösungen vielerorts nicht mehr. Pionierprojekte hinterfragen daher immer mehr bisher gültige Prinzipien und brechen bewusst mit Bestehendem. Im Ergebnis entstehen schwimmende Häuser, neue gemeinschaftliche Wohnformen für die Silver-Generation bis hin zu hybriden Nutzungsmodellen für leer stehende Gebäude.
Auf Gleichstellung bauen: Building Equality
Neben großen Veränderungen in den Bereichen Städtebau und Wohnen geht die Autorin auch auf wichtige Branchenentwicklungen ein: Gender Shift erreicht langsam die Architektur- und Baubranche. Damit beeinflussen Wahrnehmungen und Bedürfnisse von Frauen zukünftiges Bauen, wovon schließlich alle profitieren werden.
Quelle:
Homereport 2021, Oona Horx-Strathern, Zukunftsinstitut GmbH; Frankfurt am Main 2020.
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